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Beitrag vom 16.10.2024
IN LIEBE, EURE HILDE. Kinostart: 17. Oktober 2024
AVIVA-Redaktion
Der Spielfilm von Regisseur Andreas Dresen und Drehbuchautorin Laila Stieler basiert auf der Liebesgeschichte von Hilde und Hans Coppi, die 1942/1943 als Mitglieder der "Roten Kapelle" im Kampf gegen das nationalsozialistische Regime in Berlin-Plötzensee hingerichtet wurden. Ein wichtiger Film über Anstand und Widerstand, Zivilcourage und Würde.
Berlin 1942. Hilde ist verliebt. In Hans. In ihrer Leidenschaft vergessen die beiden oft Krieg und Gefahr. Dann sind sie nur zwei junge Menschen am Beginn ihres Lebens. Hilde bewundert den Mut ihres Liebsten. Er bewegt sich in Widerstandskreisen. Sie selbst ist eher zurückhaltend, beteiligt sich bald aber immer mehr an den Aktionen einer Gruppe, die man später die "Rote Kapelle" nennen wird. Es ist der schönste Sommer ihres Lebens.
Als er sich neigt, werden alle verhaftet. Und Hilde ist im achten Monat schwanger. Im Gefängnis bringt sie ihren Sohn zur Welt und entwickelt eine Kraft, die ihr niemand zugetraut hätte.
Hilde Coppi wurde am 30. Mai 1909 in Berlin als Hilde Rake geboren. Ihr Vater starb, als sie fünf war. Sie besuchte das Lyzeum und danach die höhere Handelsschule, wurde zunächst Sprechstundenhilfe, danach ab 1939 Sachbearbeiterin bei der Reichsversicherungsanstalt. Zudem pflegte sie ihre kranke Mutter.
1940 trafen Hilde Rake und Hans Coppi das erste Mal zusammen, verliebten sich ineinander und heirateten im Juni 1941. Hans´ Freundeskreis mit dem Ehepaar Schulze-Boysen, Ina Ender-Lautenschläger und Heinrich Scheel war da längst auch Hildes Freundeskreis. Neben gemeinsamen Freizeitaktivitäten organisierte die Gruppe politische Aktionen gegen das Hitler-Regime, klebte als Reaktion auf die Nazi-Ausstellung "Das Sowjetparadies" in der Öffentlichkeit Zettel mit dem Wortlaut "Ständige Ausstellung — Das Naziparadies — Krieg, Hunger, Elend, Gestapo. Wie lange noch?", schrieb Flugblätter, für die Hilde das Papier besorgte.
Ebenso transportierte sie ein Funkgerät durch Berlin. Gemeinsam mit ihrer Freundin Grete Jäger hörte Hilde über Kurzwelle den deutschsprachigen Dienst von Radio Moskau ab und verfasste unzählige Briefe an Angehörige von Kriegsgefangenen mit der Lebensnachricht ihrer Söhne und Männer.
Am 12. September 1942 wurde Hilde Coppi verhaftet. Sie war schwanger. Am 27. November 1942 kam Hans Coppi junior im Frauengefängnis Barnimstraße Berlin zur Welt. Hilde kümmerte sich auf der Entbindungs- und Krankenstation liebevoll auch um mitinhaftierte Frauen aus der Tschechoslowakei.
Laut Urteil des Reichskriegsgerichts vom 20. Januar 1943 wegen "Vorbereitung zum Hochverrat in Tateinheit mit Feindbegünstigung, Spionage und Rundfunkverbrechen" wurde sie zum Tode verurteilt und verblieb mit ihrem Sohn bis kurz vor Vollstreckung im Gefängnis. Ihr Gnadengesuch wurde am 21. Juli 1943 durch Adolf Hitler persönlich abgelehnt.
Hilde Coppi wurde am 5. August 1943 in Plötzensee hingerichtet. Sie war 34 Jahre alt.
Geboren am 25. Januar 1916 in Berlin-Wedding war es dem Arbeiterkind Hans als besonders gutem Schüler vergönnt, das Gymnasium zu besuchen. Da er jedoch, auch durchs Elternhaus geprägt, auf einer linken Demonstration gesichtet wurde, musste er die Einrichtung wieder verlassen und landete als 13-Jähriger im Internat der "Reformpädagogischen Schulfarm Insel Scharfenberg" am Tegeler See, wo er sich intensiver politisch orientierte, u.a. im Jugendverband der Kommunistischen Partei. Im Internat traf er wichtige Gleichgesinnte und wurde 1933 erstmals wegen Verbreitung von Flugblättern polizeilich gesucht, ein Jahr später verhaftet und zu einem Jahr Gefängnis verurteilt, das er zum größten Teil in der Jugendstrafanstalt Plötzensee absaß.
Nach der Entlassung arbeitete Hans als Hilfskraft, bevor er sich 1939 zum Dreher ausbilden ließ und Anstellung in einer Maschinenfabrik fand. Sein Freundeskreis blieb auch ein Widerstandskreis gegen Hitler und die Nationalsozialisten, erweitert und forciert durch den Kontakt zu Harro Schulze-Boysen, Oberleutnant im Luftfahrtministerium, sowie Arvid Harnack, Oberregierungsrat im Wirtschaftsministerium.
Hans Coppi erlernte das Funken, um von Berlin aus strategisch wichtige Nachrichten in die Sowjetunion zu übermitteln. Hilde Coppi – das Paar lebte seit 1941 in der Tegeler Kleingartenkolonie "Am Waldessaum" – unterstützte ihren Mann auch dabei. Aufgrund fehlender Reichweite und technischer Unzulänglichkeiten drang nur ein Testspruch nach Moskau durch. Das allerdings kam erst viel später heraus, die Gruppe selbst hat es nie erfahren.
Am 12. September 1942 wurde Hans Coppi bei Ausübung seines Wehrdienstes in der Nähe von Posen verhaftet und ins Hausgefängnis der Gestapozentrale in der Berliner Prinz-Albrecht-Straße verbracht. Am 9. Dezember durfte er hier für wenige Minuten seiner Frau und dem gemeinsamen, 13 Tage alten Sohn Hans junior begegnen.
Am 19. Dezember erging gegen ihn vom Reichskriegsgericht das Todesurteil wegen "Hochverrat, Feindbegünstigung und Spionage".
Am 22. Dezember 1942 wurde Hans Coppi in Plötzensee hingerichtet. Er war 26 Jahre alt.
Das Drama berührt durch die kompromisslose Nähe zu seiner weiblichen Hauptfigur — radikal und ohne Pathos spielt Liv Lisa Fries (BABYLON BERLIN) Hilde Coppi als starke, stille Heldin. An ihrer Seite ist Johannes Hegemann (Thalia Theater Hamburg) in seinem Leinwanddebüt als Hans Coppi zu sehen. Dem weiteren Ensemble gehören unter anderen Alexander Scheer, Lisa Wagner, Florian Lukas, Fritzi Haberlandt, Emma Bading, Sina Martens und Lena Urzendowsky an.
IN LIEBE, EURE HILDE ist die achte gemeinsame Arbeit von Regisseur Andreas Dresen und Drehbuchautorin Laila Stieler, die bereits mit ihrem letzten Film RABIYE KURNAZ GEGEN GEORGE W. BUSH Premiere im Wettbewerb der Internationalen Filmfestspiele Berlin feierten. IN LIEBE, EURE HILDE basiert auf der wahren Geschichte von Hilde und Hans Coppi, die in Berlin-Plötzensee hingerichtet wurden. Insgesamt wurden zwischen 1942 und 1943 mehr als 50 Mitglieder der "Roten Kapelle" ermordet. Der Film erzählt eine nahezu zeitlose, wuchtige Liebesgeschichte über Anstand und Widerstand, Intuition und zivile Courage, Würde und Angst.
AVIVA-Tipp "IN LIEBE, EURE HILDE" setzt den Mitgliedern der Widerstandsgruppe der "Roten Kapelle" ein filmisches Denkmal.
IN LIEBE, EURE HILDE
Regie: Andreas Dresen
Drehbuch: Laila Stieler
Darsteller:innen: Liv Lisa Fries, Johannes Hegemann, Alexander Scheer, Lisa Wagner, Florian Lukas, Fritzi Haberlandt, Emma Bading, Sina Martens und Lena Urzendowsky
Kamera: Judith Kaufmann
Kinostart: 17. Oktober 2024
Mehr zum Film, der Trailer, Kinotermine und Tickets unter: in-liebe-eure-hilde.pandora.film
IN LIEBE, EURE HILDE ist eine Produktion der Pandora Film Produktion (Claudia Steffen, Christoph Friedel) in Koproduktion mit dem Rundfunk Berlin-Brandenburg (Cooky Ziesche, Manuel Tanner), "Kinoinitiative Leuchtstoff" und ARTE (Barbara Häbe), in Zusammenarbeit mit Ziegler Film (Prof. Regina Ziegler) und Iskremas (Andreas Dresen, Andreas Leusink), gefördert mit Mitteln des Deutschen Filmförderfonds, der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, des Medienboards Berlin-Brandenburg, der Film- und Medienstiftung NRW und der Filmförderungsanstalt.
Mehr Informationen:
www.gedenkstaette-ploetzensee.de
www.stolpersteine.eu
www.dhm.de
Quelle: Pandora Film Medien GmbH